DIAKONISCH PROFILIERT - DIE GEMEINSCHAFTEN
Sarepta Schwesternschaft
Zur Tradition der Schwesternschaft gehören die regelmäßigen Andachten an den verschiedenen Wirkungs- und Wohnorten der Diakonissen und diakonischen Schwestern. Im vergangenen Jahr wurden wochentäglichen Abendandachten im Haus der Stille, wöchentlichen Andachten im Wohnstift Frieda-v.-Bodelschwingh und im Haus Hannah sowie die einmal im Monat besondere Andachtsformen wie Taizé, Hagios, Segensgottesdienste und Andachten im Grünen angeboten, die von den Schwestern und vielen Anderen besucht wurden.
Auch die Feiertage Weihnachten und Ostern wurden im Haus der Stille, im Wohnstift Frieda-v.-Bodelschwingh und im Haus Hannah besonders gefeiert. In der Osternacht feierte die Sarepta Schwesternschaft gemeinsam mit der Zionsgemeinde und die Osterkerze wurde von der Zionskirche in die Kapelle im Haus der Stille getragen. Anschließend waren alle Feiernden zum Osterfrühstück eingeladen.
Mit einem Festgottesdienst am 4. Mai 2025 in der Zionskirche begann die Feier der 10 bis 50-jährigen Schwesternschaftsjubiläen. Der Vorsitzende der Direktion, Diakon Carsten Böhrnsen begrüßte die Festgemeinde und eröffnete den Gottesdienst, der durch Pastorin Dr. Annette Kurschus geleitet wurde. Ein wesentlicher Teil des Gottesdienstes war die Würdigung der Jubilarinnen, die vor 10, 20 25, 30, 40 und 50 Jahren eingesegnet oder aufgenommen wurden. Mit dem Zuspruch eines persönlichen Bibelverses und der Segnung wurde jede Jubilarin in den Blick genommen. Der anschließende Empfang und das Zusammensein im Haus der Stille wurden bei gutem Essen für Begegnungen und regen Austausch genutzt.
Fortgeführt wurde die Feier der Jubiläen am 17. Mai 2025 im Haus Hannah in Bielefeld-Bethel. Zehn Diakonissen und Diakonische Schwestern wurden für ihre 60-, 65-, 70- und 75-jährige Zugehörigkeit zur Schwesternschaft durch Einsegnung oder Aufnahme geehrt. Pastorin Dr. Annette Kurschus hielt den Gottesdienst und ehrte gemeinsam mit der Leitenden Schwester Sr. Heike Rakutt die Jubilarinnen. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde mit den Jubilarinnen, den Mitschwestern und den Gästen bei Sekt und Canapés noch fröhlich zusammen gefeiert.
Eine Gruppe Schwestern reiste im Juni mit Professor Markus Schmidt nach Rom, um dort auf den Spuren der Diakonie von der Antike bis zur Gegenwart unterwegs zu sein.
Im Juli reisten Schwestern zur Konferenz der DIAKONIA Weilt nach Tansania und besuchten anschließend die
uns sehr verbundene Schwesternschaft Ushirika wa Neema in Moshi.
Diakonische Gemeinschaft Nazareth
Einsegnungen zur Diakonin und zum Diakon
Neun Menschen wurden am 21. September 2024 in die Diakonische Gemeinschaft Nazareth aufgenommen; zehn Geschwister wurden am folgenden Sonntag in das Amt der Diakonin bzw. des Diakons eingesegnet.
Gemeinschaftstage
Die Aufnahme in die Gemeinschaft und die Einsegnung von Diakoninnen und Diakonen ist Teil eines der beiden Gemeinschaftswochenenden, die in aller Regel in einem Kalenderjahr. Dazu gehört aber auch ein Gemeinschaftstag die Vollversammlung der Mitglieder der Diakonischen Gemeinschaft.
Im September 2024 stand der Gemeinschaftstag unter dem Motto: „Demokratie stärken, fördern, üben“. Aktuelle gesellschaftliche und politische Herausforderungen zeichneten sich bereits ab. In einer Bibelarbeit und einem Impulsreferat wurden Anregungen für eigenes Tun und Handeln gegeben, die dann in Kleingruppen weiter beraten und diskutiert wurden.
Das Thema „Zivilcourage zeigen!“ mit dem der Gemeinschaftstag im Mai 2025 überschrieben war, schloss beinahe nahtlos daran an und zeigte, wie aktuell die Herausforderungen weiterhin sind.
An diesem Wochenende wurden das 148. Jahresfest sowie sieben Jubiläen gefeiert: Menschen, die vor 5, 15, 25, 35, 50, 60 oder gar 70 Jahren ins Amt der Diakonin oder des Diakons eingesegnet oder in die Gemeinschaft Nazareth aufgenommen worden waren, und ihre Angehörigen waren eingeladen, sich daran in einem Festgottesdienst und bei einem Festempfang im Assapheum zu erinnern.
Diskurse in der Diakonischen Gemeinschaft
Ökumenische Beziehungen
Seit vielen Jahrzehnten pflegt die Diakonische Gemeinschaft Nazareth Beziehungen zu unterschiedlichen Kirchen und diakonischen Einrichtungen und Diensten in der weltweiten Ökumene. Eine besondere Bedeutung kommt dabei sei langem dem ostafrikanischen Tansania zu, wo über viele Jahrzehnte Geschwister unserer Gemeinschaft gelebt und gearbeitet haben.
Lutindi Mental Hospital: Im Jahr 2023 erreichte uns die Nachricht, dass das Lutindi Mental Hospital (LMH) aufgrund der Schuldenlage der Nord-Ost-Diözese in Tansania vor der Zwangsversteigerung steht. Außenstände bei Gehaltszahlungen in Höhe von 80.000 € wurden von einem tansanischen Gericht dem LMH zugeordnet und die Zwangsversteigerung gerichtlich angeordnet.
Gemeinsam mit dem Ev. Kirchenkreis Bielefeld (30.000 €), Freundinnen und Freunden Lutindis und vielen Einzelspenden von Mitgliedern der Gemeinschaft konnte zum Ende des Jahres 2024 der Gesamtbetrag von 80.000 € der Diözese zur Weiterleitung an den Gläubiger überwiesen werden.
Der große Dank der Kirchenleitung und besonders von Bischof Dr. Msafiri Mbilu gilt allen Spenderinnen und Spendern, die mit ihrer Spende den weiteren Bestand dieser wichtigen diakonischen Arbeit in Tansania ermöglicht haben.
Besuche in Tansania: Im Berichtszeitraum brachen zwei Reisegruppen nach Tansania in die Nord-Ost-Diözese auf, um Freundinnen, Partner und Projekte zu besuchen. In der Pare-Region standen das Schulprojekt für Massai-Mädchen in der Usangi Girls Secondary School und ein Heimatdorf der Mädchen in der Massai-Steppe auf dem Programm. In der Usambara-Region wurden das Waisenhaus, die Rainbow School und die Blindenschule in Irente sowie das Mental Health Hospital Lutindi besucht. Natürlich kamen auch Freizeitaktivitäten wie Safaris, Wanderungen im Regenwald und Strandtage nicht zu kurz.
Im Epiphanias-Gottesdienst erhielt die 13-köpfige Reisegruppe unter der Leitung von Werner Blauth mit Uta Braune-Krah, 11 weiteren Geschwistern den Segen zur Reise nach Tansania. Neben dem privaten Gepäck wurden einige Musikinstrumente transportiert, die in Lushoto unterstützen sollen. Überhaupt war die Sprache der Musik ein Schwerpunkt dieser Reise, da Michael Herrlich (Betheler Musiktherapeut i. R.) die sangeskräftige Gruppe begleitete, musikalische Brücken baute und im Anschluss ein 14-tägiges musiktherapeutisches Projekt in Lutindi durchführte.
Im Juli dieses Jahres machte sich eine weitere Reisegruppe bestehend aus Friederike Beuter mit ihrer Familie und Heidi Kubasch auf den Weg. Regine Buschmann begleitete die Gruppe und vermittelte durch ihre langjährigen Erfahrungen wertvolle Einblicke in die Seele der Region und erleichterte die gegenseitige Verständigung ungemein. In Mwanga war die Gruppe zu Gast beim gerade eingeführten Bischof Dr. Daniel Mono, und Friederike Beuter hielt eine Predigt im vierstündigen Sonntagsgottesdienst. Auch Bischof Msafiri Joseph Mbilu nahm sich auf seiner Durchreise in den Norden des Landes Zeit für ein Treffen zum Mittagessen. Es gab viele anregende Gespräche mit den Bischöfen, den Kirchenleitungen und den Mitarbeitenden der besuchten Orte.
In Lushoto wurden weitere gespendete Instrumente an die Kirchleitung übergeben. Beim Besuch des Lutindi Mental Hospital standen konzeptionelle Fragen sowie Fragen zum Umgang mit Gewaltsituationen im Mittelpunkt der Gespräche. Die Gastfreundschaft war überall überwältigend und berührend zugleich.
Beendigung der Entsendungspraxis und Beauftragung
Der Gemeinschaftsrat, das ehrenamtliche Leitungsgremium der Gemeinschaft, hat sich fortlaufend mit dem Stand der Umsetzung der Beendigung von Entsendungsverhältnissen beschäftigt. Zum Zeitpunkt September 2025 sind 88 % der Bethel-internen Entsendungen beendet und 61 % der externen. Derzeit sind etwa 50 Entsendungsverträge aus ganz unterschiedlichen Gründen noch nicht übergeleitet worden. Hierbei spielen u. a. kurz bevorstehende Berentungen oder Langzeiterkrankungen eine Rolle. Bei externen Trägern ist nicht immer die lückenlose Übernahme von Arbeitsverträgen, Tarifen und Betriebsrenten gewährleistet. Damit niemand hier Nachteile erfährt, werden im begrenzten Umfang Entsendungsverträge fortgesetzt. Ansonsten sind die Prozesse der Vertragsgestaltung und Übergänge zu einem neuen Dienstgeber überwiegend abgeschlossen. Im Berichtszeitraum ist eine ungewöhnlich hohe Zahl an Austritten zu verzeichnen. In persönlichen Gesprächen stellte sich heraus, dass jedoch die Beendigung der Entsendungspraxis oft nicht ursächlich für den Austritt war, sondern bei einigen Geschwistern zu einem Nachdenken über ihre Beziehung zur Diakonischen Gemeinschaft Nazareth geführt hat.
Stiftungs- und Unternehmensbereiche in Bethel haben sich in unterschiedlichen Formaten an die „neuen“ Mitarbeitenden gewandt, sie willkommen geheißen und zu Erfahrungen und Praxiskonzepten als Diakonin oder Diakon befragt. Diakonische Anteile der Arbeit werden – wenn überhaupt – nur noch bedingt refinanziert, zumal die Frage nach dem diakonischen Profil in der Diakonie längst nicht mehr selbstverständlich verortet ist. Mit dem Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel werden daher weitere Gespräche über die intendierte Rollenklärung und Beauftragung von Diakoninnen und Diakonen im Unternehmen geführt. Hierbei sind die laufenden grundsätzlichen Klärungsprozesse zur Umsetzung des diakonischen Profilauftrages im Unternehmen (Konsequenzen aus der neuen Mitarbeitsrichtlinie der EKD) über Direktion und Älteste mitzugestalten.
Umgang mit sexualisierter Gewalt
Im Gemeinschaftsrat wurden von einer Arbeitsgruppe die Entwürfe für ein Konzept zum Schutz vor sexualisierter Gewalt bei gemeinschaftlichen Veranstaltungen sowie für einen darauf bezogenen Verhaltenskodex erstellt. Dazu soll im nächsten Schritt eine externe Expertise eingeholt werden. Eine erste praktische Umsetzung erfolgte am Frühjahrsgemeinschaftstag: Ein „Awareness-Team“ (Achtsamkeitsteam) wurde vorgestellt und stand an diesem Tag zur Verfügung. Die Aufgabe dieses Teams ist die Schaffung eines sicheren Raumes, in dem es Betroffenen von Diskriminierung, Belästigung oder Gewalt aktiv zuhört, Unterstützung leistet und ggf. an professionelle Stellen weitervermittelt.
Ein weiterer Schwerpunkt wird die Aufarbeitung des Themas sexualisierte Gewalt in der eigenen Nazareth-Geschichte sein. Hierzu sind wir zusammen mit interessierten Geschwistern noch auf der Suche nach geeigneten Formaten.
(Aus-)Bildung zur Diakonin oder zum Diakon
Bisher haben Menschen an der Fachhochschule der Diakonie grundständig oder an der Ev. Bildungsstätte für Diakonie und Gemeinde berufsbegleitend ihre Ausbildung zur Diakonin oder zum Diakon absolviert. Die Vernetzung zwischen den Angeboten hat an einzelnen Stellen stattgefunden, war aber aufgrund der recht unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen auch herausfordernd.
Infolge stark zurückgegangener Einschreibungen pausiert der grundständige Studiengang Soziale Arbeit und Diakonik. Ähnlich Entwicklungen werden von Ausbildungsstätten deutschlandweit berichtet. Geplant ist nun ein neuer Masterstudiengang
Diakonik – Interprofessionelle Leitung, Organisationale Bildung, Diakonische Profilentwicklung.
Diese Entwicklung hat auch Folgen für unsere Gemeinschaft, da ein Teil der jährlich eingesegneten Diakoninnen und Diakone Absolventinnen und Absolventen des grundständigen Studienganges waren. Darüber hinaus bestand über das verpflichtende Mentoringprogramm ein regelhafter Kontakt der Studierenden zu Diakoninnen und Diakonen. Ob und wie u. a. für Studierenden des neuen Studiengangs ein lebendiger und einladender Kontakt zur Gemeinschaft hergestellt werden kann, wird derzeit beraten.
Leben in der Gemeinschaft
Im Jahresverlauf finden regelmäßige Angebote für Geschwister und stets willkommene Gäste statt (z. B. Suppe fassen, Andachten wie WochenBeginn und WochenEnde oder Heilsame Unterbrechung [digital], Zeit. Punkt, Treffen der „Diakoninnen in Führung“ [in Präsenz und digital, 2 – 3 x jährlich], Bezirkstreffen, Nazareth-Frühstück, Konvente). Dahinter steht ein großes und oft auch ehrenamtliches Engagement von Geschwistern. Davon lebt die Diakonische Gemeinschaft. Dafür sei allen auch an dieser Stelle einmal herzlich gedankt!
Kooperation der Gemeinschaften
Die Kooperation mit der Sarepta-Schwesternschaft fand auch im Berichtszeitraum insbesondere in gemeinsam geplanten oder durchgeführten Veranstaltungen statt:
Im November 2024 haben Schwestern und Brüder aus beiden Gemeinschaften im Rahmen der Ökumenischen Friedensdekade der Zionsgemeinde ein Friedensgebet gestaltet. Die gemeinsame Vorbereitung und die Durchführung sind inzwischen selbstverständlich.
Die Gemeinsame Sitzung der beiden Räte tagt in der Regel dreimal im Jahr. Im vergangenen Jahr wurde aus diesem Gremium heraus auch der Nominierungsausschuss für die (Wieder-)Besetzung einer Stelle in der Direktion der Stiftungen Sarepta und Nazareth gegründet.
Eine Seniorenfahrt nach Bad Rothenfelde war auch in diesem Jahr für Mitglieder beider Gemeinschaften offen und wurde entsprechend in Anspruch genommen.
Am 11. Mai hat ein Fest der Befreiung in Nazareth und Sarepta anlässlich des Endes des 2. Weltkriegs stattgefunden, das von Geschwistern aus beiden Gemeinschaften vorbereitet worden war.
Das Sommerfest der Gemeinschaften fand auch in diesem Jahr kurz nach den Sommerferien in Nordrhein-Westfalen Anfang September 2025 statt. In diesem Jahr waren die Zionsgemeinde und die Kindertagesstätten in Bethel neuer Kooperationspartnerinnen. Viele Geschwister aus beiden Gemeinschaften und andere Menschen aus der Gemeinde und aus den KiTas haben sich zur Feier eines Gottesdienstes, zu Begegnungen, zum gemeinsamen Kaffeetrinken und zu anderen Angeboten einladen lassen. Am Ende standen ein Lied, der Segen und die Zusage, sich auf diese oder ähnliche Weise auch im nächsten Jahr zu begegnen.
